Nach Veröffentlichung der Anleitung zur soziokratischen Wahl der Klassensprecher im Frühjahr 2019, wurden auch heuer wieder an einigen Schulen die Klassensprecherwahlen soziokratisch durchgeführt. Das Büro für Kollaborationskultur moderierte die Wahlen in der NMS Schendlingen und im BSZS Hohenems.
"In hierarchischen Systemen – wie das Schulsystem eines ist – ist es von besonderer Bedeutung, eine Demokratisierung von Entscheidungsprozessen zu forcieren. Menschen können Entscheidungen, die sie selbst mitgestaltet haben, besser umsetzen und annehmen. Der Identifikationsgrad mit den gemeinsam erreichten Zielen steigt.
Es ist Zeit, unsere Schulen vom top down Charakter der Weisung zu befreien und zu einem Ort demokratisch getroffener Entscheidungen zu machen.
Das Gedankengebäude der Soziokratie kann hierbei einen besonderen Beitrag leisten, weil inklusives Handeln vor exklusivem Entscheiden Vorrang hat.
Frau Lisa Praeg habe ich im Prozess der Entwicklung eines kleinen Schrittes in eine demokratische Zukunft meiner Schule als Modell für eine Erweiterung auf das gemeinschaftliche Handeln in allen Bereichen als besonders kompetent, flexibel und lösungsorientiert kennen und schätzen gelernt. "
Schulleiter NMS Schendlingen Dir. Tobias Albrecht
Auch vorarlberg heute berichtet über die diese Pilotprojekt:
In der Mittelschule Bregenz-Schendlingen hat die Wahl des Klassensprechers dieses Jahr anders stattgefunden. Es zählten letztendlich die Argumente und nicht die Anzahl der Stimmen.
Ziel ist es, den Schülern Wahlprozesse näherzubringen.
Im Rahmen des Fachs „Politische Bildung“ legten die Schülerinnen und Schüler zuerst gemeinsam Aufgaben und Fähigkeiten fest, die eine Klassensprecherin oder ein Klassensprecher haben muss. Danach wurden die Kandidatinnen und Kandidaten nominiert – Namen alleine reichten aber nicht, die Vorschläge mussten auch begründet werden.
Ein Ziel dieser Vorgehensweise ist es, dass die Jugendlichen erkennen, dass nicht die Beliebtheit in der Klasse ausschlaggebend ist, sondern die Eignung für diese Funktion. Die Wahl erfolgte nach dem Konsent-Prinzip. Das bedeutet, dass jener Vorschlag gilt, bei dem es keine schwerwiegenden Einwände mehr gibt. (9. Oktober 2020, red, vorarlberg.ORF.at)
Mit Barbara Österle vom AHA Jugendservice schulten wir, Lisa Praeg und Can Edrimetoglu, Lehrkräfte, um die Wahl selbst durchzuführen. So erlebten Schüler*innen aus 6 Schulklassen, wie es sich anfühlt offen zu nominieren und eine Lösung zu finden, zu der niemand einen Einwand hat.
Gesunde Schule durch die offene Wahl
Auch am BSZS Hohenems führten wir, Lisa Praeg, Can Edrimetuglo und Susanne Füssinger, den zwei-halbtägige Workshop im Rahmen der "Gesunden Schule" durch. Die Schüler*innen der Oberstufe erlebten, welchen positiven Effekt die transparente, gemeinschaftsorientierte Art der Kommunikation auf die psychosoziale Gesundheit hat:
Das Format des Workshops und die soziokratischen Klassensprecherwahl hat eine enorme transformierende und gemeinschaftsfördernde Kraft. Es werden Konflikte, Wünsche und Werte der Klassengemeinschaft sichtbar, die im Rahmen des Workshops angesprochen werden. Die Schüler*innen lernen, respektvoll miteinander umzugehen, sich gegenseitig zuzuhören, sich immer besser auszudrücken und vor allem ein Verständnis für und miteinander aufzubauen - die Basis für ein gesünderes, fröhlicheres und zukunftsfähiges Miteinander im Klassenverband.
Diese finale Abfrage der Schüler*inen, in welcher Form sie die Klassensprecherwahl nächstes Jahr durchführen wollen, fasst das Potenzial dieses Projektes am besten zusammen - Selbstermächtigung und gesellschaftspolitische Handlungsmöglichkeiten von jung auf:
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